Anlässlich des 40. Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen unserer Landeshauptstadt Saarbrücken und der Hauptstadt Georgiens Tbilisi starteten Herr Bürgermeister Ralf Latz, Frau Josephine Ortleb (SPD), Herr Karsten Krämer (FDP), Herr Sven Wagner (ALFA) und ich als Vertreter unserer Fraktion zur diesjährigen „Tbilisoba (Georgisch: თბილისობა)“, dem dortigen Pendant zu unserem Altstadtfest.
Die Reise begann am Donnerstag, dem 15.10.2015 mit dem Hinflug von Frankfurt am Main über Istanbul, wo wir verspätungsbedingt leider den Anschlussflug verpassten und somit erst am Freitag, dem 16.10.2015 gegen 4:00 morgens Ortszeit im Hotel in Tbilisi ankamen.
Unser erster Termin führte uns am Freitag Vormittag zur georgischen NGO „Association Anika“, einer der leider sehr wenigen, nichtstaatlichen Organisationen, die sich um behinderte Menschen kümmert. Die Teilnehmer der Therapieangebote bereiteten uns einen herzlichen, musikalischen Empfang. Danach wurden uns während eines Rundgangs die verschiedenen Bereiche und Therapieangebote erläutert und illustriert. Beeindruckend waren beispielsweise der „Anika Room“, der behinderten Menschen viel Raum für ihre Entfaltung und der Ausstellung ihrer Produkte bietet, sowie die Schneiderei, die durch Kreativität, Produktentwicklung sowie -herstellung einen wertvollen Beitrag zur Eigenfinanzierung der NGO leistet.
Im Anschluss übergab Herr Latz eine Spende von Saarbrücker Bürgern in Höhe von 1.300 Euro an die Leiterin von Anika, Frau Irina Inassaridse. Auf meinen Wunsch hin fand bei dieser Gelegenheit überdies in Treffen mit zwei Vertretern des georgischen Blindenverbandes statt. Sehr interessant fand ich dabei die Schilderung über die Lebensrealitäten blinder Menschen in Georgien. Obwohl es auch bei uns in Saarbrücken noch viel auf dem Weg zur gelebten Inklusion zu tun gibt, ist die gesellschaftliche Akzeptanz von behinderten Menschen bei uns wesentlich fortschrittlicher als in unserer Partnerstadt. Auch im Bereich der barrierefreien Stadt sieht die Situation bei uns schon erheblich besser aus. Ich regte an, dass den beiden Vertretern der georgischen Blindenorganisation bei einem den kommenden Besuche der georgischen Freunde in Saarbrücken eine Teilname ermöglicht werden sollte, denn ein Kontaktaustausch mit unserem Saarbrücker Blindenverein wäre eine sehr positive Weiterentwicklung unserer beiden Städte.
Nach einem Mittagessen mit Vertretern der Stadtverwaltung war ich glücklich, den Nachmittag im Hotel ausruhen zu können. Der verspätete Flug steckte mir doch noch gewaltig in den Knochen.
Am Abend waren wir zu einem Festakt im Innenhof des georgischen Nationalmuseums eingeladen, bei dem sehr viele Bürger die Ehrenbürgerschaft verliehen bekamen.
Der Samstag begann dann mit einem Rundgang über die Tbilisoba, die sich abgesehen vom fehlendem gegrillten Lyoner nicht sonderlich von unserem Saarbrücker Altstadtfest unterscheidet: regionale Produkte, Kunsthandwerk und „Fressstände“ über die gesamte Altstadt verteilt. Absolutes Highlight an diesem Mittag war eine Floßfahrt auf dem Mtkwari (georgisch მტკვარი) mit Mittagessen und Livemusik mitten durch die Stadt und das Fest. A pro pos Essen: Die georgische Gastfreundschaft war für mich eines der beeindruckendsten Erlebnisse unserer Reise. Eine praktische Ausprägung findet diese Gastfreundschaft beim Essen. Unzählige Leckereien wie eingelegtes Gemüse, Käse, Oliven und Gegrilltes wird serviert. Ununterbrochen wird etwas hinzugestellt und jeder nimmt sich, worauf er Lust hat. Auf jeden Fall gab es für mich keine erkennbare Trennung nach Vorspeisen und Hauptgericht. Dazu georgischen Wein und unzählige Trinksprüche auf die Freundschaft, die Liebe, den Wein und unausweichlich auf die Frauen.
Am Nachmittag waren wir in das neue Gebäude des Stadtrates eingeladen, wo wir vom Vorsitzenden des Stadtrates begrüßt wurden. Auch trafen wir hier auf den Saarbrücker-Tbiliser Frauenchor, der für den musikalischen Rahmen der offiziellen Jubiläumsansprachen unter anderem des Oberbürgermeisters von Tbilisi Davit Narmania und unseres Bürgermeisters Ralf Latz sorgte.
Abends fand dann ein offizielles Abendessen mit dem Oberbürgermeister von Tiflis, dem georgischen Ministerpräsidenten und allen Teilnehmern der eingeladenen Delegationen statt. An unserem Tisch saßen Vertreter aus Österreich und den USA.
Der Sonntag stand im Zeichen der Kultur. Wir besichtigten 3 Kirchen Mzcheta (georgisch მცხეთა) . Nach einer Besichtigung eines Weingutes und einer Einführung in die georgische Weinherstellung mit Verkostung gab es ein gemeinsames Mittagessen mit allen Delegationen, die sich abends zu einem weiteren Essen zum Abschied in Tbilisi auf Einladung der georgischen Partner trafen.
Montag Morgen verließen wir dann Tbilisi und flogen, diesmal ohne Hindernisse, zurück nach Hause.